Einblicke in das Herz und die Seele professioneller Hochzeitsfotografie
Vielleicht planst Du gerade eine Hochzeit und hast Dich gefragt, warum Hochzeitsfotografie so viel Geld kostet? Damit bist Du nicht alleine. In diesem Artikel werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und ich zeige Dir, wie viel Arbeit auf einen Fotografen bei einer Hochzeit wirklich zukommt. Spoiler-Alarm: Der Hochzeitstag ist nicht einmal die Hälfte des Aufwands.
Eine Hochzeit kostet Geld
Eine Hochzeit kann für das Brautpaar wirklich teuer sein: Veranstaltungsort, Speisen, Hochzeitskleid, Dekoration, DJ - diese Liste lässt sich beliebig verlängern. Und oft hat man das Gefühl, dass die einzelnen Punkte nur weil "Hochzeit" drauf steht einfach das doppelte kosten. Wenn dann noch der Fotograf mit seinem Angebot dazu kommt, kann sich das schnell überwältigend anfühlen. Und rechnet man die Zeit, die der Fotograf auf der Hochzeit verbringt auf die gebuchten Stunden herunter, scheint der Stundenlohn sehr hoch zu sein. Und das kann ich verstehen. Doch mit dem "Knipsen" der Hochzeit ist es noch nicht getan. ;-)
Mit diesem Artikel möchte ich die wichtigsten Arbeitsschritte eines Hochzeitsfotografen sichtbar machen, damit Du besser verstehen kannst, wie sich der Preis für ein Hochzeits-Shooting ergibt.
Zeit
Die Zeit, die ein Hochzeitsfotograf für eine Hochzeit aufwendet, ist der entscheidende Faktor für die Kalkulation. Grob kann man 4 Kategorien unterteilen: Vorabgespräche, Vorbereitungen vor der Hochzeit, der Hochzeitstag selbst und die Nachbearbeitung.
Nicht berücksichtigt habe ich übrigens die Anteile für die Kosten für das Equipment (rund 15.000,- EUR für Kameras, Backup-Kamera, Blitze, Akkus, Speicherkarten, Filter etc.), Backup-System, Computer, laufende Kosten für Bildbearbeitungs-Software, Handwerkskammer, Reinigung & Wartung der Geräte und dann noch die Steuern.
Vorabgespräche
Das erste Gespräch zwischen dem Brautpaar und dem Fotografen ist nicht das einzige Gespräch. Sind sich alle einig und passt das Angebot, dann folgen weitere Absprachen: Tagesablauf, das Kirchenprogramm, Rückfragen sowie Details müssen vor der Hochzeit geklärt werden. Ein guter Hochzeitsfotograf bespricht sich auch vor dem Hochzeitstag noch einmal mit dem Paar, um zu sehen, ob der Ablaufplan noch stimmt - und er stimmt sich mit den Helfern ab, denn alle Aktionen und Specials rund um die Hochzeit sollten in der Foto-Reportage berücksichtigt werden.
Alles in allem kosten Kennenlernen, Angebot und die Vorabgespräche den Fotografen mehrere Stunden Zeit, noch bevor das ersten Foto überhaupt geschossen wurde.
Hochzeitstag
Der Hochzeitstag dauert für den Fotografen je nach Buchung zwischen 6-14 Stunden, zzgl. der Fahrten von zu Hause zu den einzelnen Etappen der Hochzeit (Hotel, Kirche, Shooting-Location etc.). Auf der Hochzeit selbst ist der Fotograf dann permanent beschäftigt, denn er darf keinen der wichtigen Momente verpassen: Ring-Übergabe, First Kiss, spontante Momente und Specials etc. - Einsatz und Verantwortung sind groß.
Vorbereitung vor der Hochzeit
Die Vorbereitung des Hochzeitstages ist ein weiterer Faktor, der ins Gewicht fällt. Oft ist ein Location-Scouting erforderlich, um den besten Platz für die Brautpaar-Fotos am Tag der Hochzeit zu finden, einen schattigen Platz für das große und die kleinen Gruppenfotos und dazu muss die Kirche besichtigt werden, um die (oft ungünstigen) Lichtverhältnisse zu bewerten. Dann muss die Ausrüstung zusammengestellt und gepackt werden: Akkus laden, Speicherkarten vorbereiten, Objektive, Kameras, Ersatzkamera, Blitzsysteme prüfen sowie alles griffbereit einpacken. Der Tagesablauf wird noch einmal schriftlich fixiert und die Aufnahmen mental durchgegangen.
Nachbearbeitung
Zurück im Büro werden die Fotos von den Speicherkarten kopiert und doppelt gesichert: auf dem Bearbeitungsrechner selbst und in einem lokalen Dateiserver, der zur Sicherheit parallel auf zwei Festplatten speichert und darüber hinaus ebenfalls gesichert ist. Sicherheit geht bei solch wichtigen Aufnahmen vor.
Dann folgt die Nachbearbeiung, der zeitaufwändigste Aspekt einer Hochzeit. Oft werden am Hochzeitstag dutzende von Fotos im Sekundenabstand geschossen, um einen bestimmten Moment nicht zu verpassen. So kommen rund 300 Fotos pro Stunde zusammen. Bei einer 8-stündigen Hochzeit ergibt das dann 2.400 Fotos. Diese Fotos müssen von Hand aussortiert werden: die besten Fotos werden von den durchschnittlichen Fotos separiert und der Ausschuss gelöscht. Der Zeitaufwand hierfür liegt bei einer 8-stündigen Hochzeit bei 3-4 Stunden.
Erst jetzt folgt der eigentliche Bearbeitungsprozess: die Fotos erhalten ihren einmaligen Look. Denn anders als „Opa Harmsen“ überlässt der Fotograf das Optimieren der Fotos nicht der Kamerautomatik. Er nimmt das selbst in die Hand. Jedes Foto wird einzeln durchgegangen, der Ausschnitt wird angepasst, der Bild-Look manuell optimiert um so jedem Foto den perfekten finalen Look zu verpassen. Dieser Prozess nimmt weitere 5-6 Stunden in Anspruch.
Dann erfolgt noch der Export sowie die Übergabe der Fotos. Das sind rund 1-2 weitere Stunden. Zählt man nun die Stunden der Foto-Bearbeitung zusammen, kommen alleine dafür etwa so viele Stunden zusammen, wie für das Shooting am Hochzeitstag selbst.
Fazit
Die meiste Arbeit steckt in der Vor- und Nachbearbeitung
Die meiste Arbeit einer professionellen Hochzeitsfotografie findet hinter den Kulissen statt und kostet mehr Zeit als die Aufnahmen am Hochzeitstag selbst. Rechnet man den Preis dann auf die Gesamtstunden herunter, relativieren sich die Kosten für einen Hochzeitsfotografen.
Was bleibt nach der Hochzeit übrig? - Ein Gedanke zum Schluss.
Festbankett, Getränke, Brautkleid, Limousine, Hochzeits-Location, Party-DJ, Dekoration, Torte - diese Investitionen in eine Hochzeit sind in der Summe viel Geld und gehören wie selbstverständlich zu jeder Hochzeit dazu. Am Tag nach der Hochzeit ist davon praktisch alles weg: Die Party ist gefeiert, das Brautkleid hat seinen Zweck erfüllt, die Getränke sind getrunken, die Gäste sind zu Hause und die Deko landet im Müll. Die Erinnerung verblasst und vieles gerät mit der Zeit in Vergessenheit.
Das einzige, das nach der Hochzeit tatsächlich bleibt, sind die Fotos. Und die gibt es auch in 30 Jahren noch. Und so werden einige der schönsten Momente im Leben des Brautpaars immer wieder lebendig - auch für die Kinder und die Kinder der Kinder.